Das Projekt Dialog Kölner Klimawandel (DKK)
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Integriertes Verkehrskonzept Straßburg

Historie & Entwicklung:

In Straßburg gab es wie in vielen westeuropäischen Städten auch schon vor dem 2. Weltkrieg Straßenbahnsysteme. Jedoch wurden diese im Verlauf des Krieges oft zerstört oder nach dem Krieg nicht wieder geführt Das Augenmerk der Stadtplaner lag zuerst mehr auf Förderung des individuellen Verkehrs. Erst Mitte der 70er Jahre erkannte man auch in Straßburg, dass die erneute Einführung eines Straßenbahnsystems viele Vorteile hat. Die politischen Wechsel innerhalb der Stadtverwaltung zögerten den Bau der Straßenbahn jedoch bis in die 90er Jahre hinaus. Straßburg befand sich dadurch jedoch in der einmaligen Lage aus den Fehlern anderer Städte lernen zu können und ein völlig neues Verkehrskonzept in die Stadtplanung zu integrieren. 1994  ging die erste Strecke wieder in Betrieb.      

Zentrale Aspekte des Projekts:

Prinzip

Das zentrale Merkmal des Straßburger Konzept ist es den Verkehrsteilnehmern möglichst viele Alternativen zur Nutzung des Autos in der Stadt anzubieten, um so den Verkehr nachhaltig zu verändern. Zusätzlich zur Förderung des Fußgänger-, Rad- und ÖPNV-Verkehrs wurde vor allem Wert auf die Integration der einzelnen Mobilitätsarten untereinander gelegt, so dass ein Wechsel zwischen den Verkehrsträger schnell und unkompliziert geschehen kann.

Tram

Die Tram ist das Rückgrat des Straßburger Konzeptes. Sie gilt als besonders umweltfreundlich und vernetzt alle anderen Fortbewegungsarten miteinander. Die Bürger von Straßburg können das Tramfahren unkompliziert mit Carsharing, Fahrradfahren, Bus und Bahnen verbinden. Dafür wurden die Einrichtungen extra in örtlicher Nähe zueinander angelegt und z.B. große Veloparks als Abstellmöglichkeiten für Fahrräder errichtet. Bei der Beschaffung des Fuhrparks wurden nur hochmoderne Niederflurbahnen gekauft, um überall einen barrierefreien Zugang zu den Bahnen zu ermöglichen. Die Bahnsteige sind ebenfalls barrierefrei gestaltet und wurden von Architekten entworfen. Die modern gestalteten Bahnsteige wurden so entworfen, dass sie sich ins Stadtbild einfügen, aber es auch mit neuen Aspekten abwechslungsreicher machen. Die vorher für den Nahverkehr zuständigen Busse wurden aus dem Innenstadtverkehr herausgenommen und dienen nun als Zubringer von den kostengünstigen Park und Ride Parkplätzen am Stadtrand zur Tram. Im  günstigen Parkticket ist das Transferticket schon enthalten.

Fußgänger

Fußgänger genießen in Straßburg besonderen Schutz. So gibt es eine eigene Verkehrsordnung zum Schutz der Fußgänger. An sogenannten „Treffpunkt-Zonen“, an denen alle Verkehrsteilnehmer aufeinandertreffen, haben Fußgänger Priorität vor allen anderen. Viele Teile der Innenstadt wurden durch Verbannung des Straßenverkehrs zu Fußgängerzonen umfunktioniert. Die absichtliche Benachteiligung zeigt sich auch in der Parkplatzpolitik der Stadt. Das Parken in der Innenstadt ist auf 2 Stunden beschränkt und ist deutlich teurer als in den großen Parkhäusern am Rande der Innenstadt.

Fahrrad

Straßburg verfügt heute über das größte Fahrradnetz in ganz Frankreich. Momentan beläuft sich das gesamte Fahrradnetz auf ca. 500 km. Zudem wurden in der ganzen Stadt 50 „Veloparks“ und 6.000 Fahrradständer als sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder installiert. Die „Veloparks“ sind bewacht und kosten die Nutzer im Jahr 42 €. Es gibt auch die Möglichkeit Fahrräder auszuleihen. In den Mietparks („Vélocation“) kann jeder Fahrräder zu günstigen Preisen mieten. Pro Woche kostet ein Fahrrad 10 € und für eine ganzes Jahr zahlt man 160 €.

Carsharing

Auch ein Carsharing-Modell wurde in Straßburg von Seiten der Stadt integriert. Der Verein „Auto´trement“ bietet, in einem ähnlichen Modell wie wir es auch aus Deutschland kennen, den Bürgern die Möglichkeit temporär über Automobile zu verfügen. Das bietet den Bürgern die Möglichkeit von der Haltung der Fahrzeuge abzusehen, was auch aufgrund der begrenzten Parkmöglichkeiten in der Innenstadt schwierig ist. E-Mobility: Die Stadt fördert mit dem Modul Cristal momentan ein Elektroauto von einer elsässischen Firma und bietet es zur Miete für Innenstadtfahrten an.

Finanzierung

Die Finanzierung des Straßburger Konzeptes ist sehr teuer, da die neuen Bahnen und die aufwendige Gestaltung sehr kostenintensiv sind. Die Refinanzierung der vielen hundert Millionen, die investiert wurden, geschieht über die in Frankreich gesetzlich verankerte Transportsteuer. Arbeitgeber mit mehr als acht Beschäftigten müssen den Prozentsatz von 1,75 bezogen auf die Lohnsumme jedes Arbeiters an die Stadt abführen. Die Finanzmittel fließen dann direkt in den ÖPNV.

Wirkungen

Die Auswirkungen der Investitionen sind durchweg positiv und geplant. So führte der Ausbau der Tram zu einer Senkung der Autofahrten in die Innenstadt und zu einer Reduzierung des Individualverkehrs insgesamt. Über 60% der Bewohner nutzen die Tram für ihre täglichen Wege zur Arbeit und über 90% sind mit dem Nahverkehrssystem zufrieden. Die Akzeptanz begründet sich vor allem auf den durchdachten und gut angebundenen Parksystemen und den dichten Taktzeiten der Verkehrsmittel. Auf vielbefahrenen Strecken erreicht die Tram Taktzeiten von 3 min. Ein weiterer Ausbau und Anschluss der Region an das städtische System ist schon geplant und wird in den nächsten Jahren durchgeführt. Dafür hat man eine auch ein Tram entwickelt, die sowohl auf dem Tram-Netz, als auch auf dem regulären französischem Eisenbahnnetz fahren kann. 

Die Emissionen in der Stadt konnten merklich reduziert werden, auch durch die ständige Erneuerung des Fuhrparks mit umweltfreundlichen Antriebstechnologien. So wurden seit 1997 insgesamt 112 gasbetriebene Busse angeschafft. Die auch behindertengerechten Busse machten es möglich, dass nun in 95% der Busse auch Behinderten, älteren Menschen oder Frauen mit Kinderwagen ein leichter Zugang gewährt werden kann.

Zu erwähnen bleibt noch, dass das Verkehrskonzept nur einen Teil des gesamten nachhaltigen und umweltfreundlichen Klimaplanes für die gesamte Stadt darstellt. Die Wirkungen unterstützen sich gegenseitig und führen insgesamt zu einer Aufwertung der Lebensverhältnisse innerhalb der Stadt. Neben dem Nahverkehrskonzept verfolgt die Stadt Projekte zur Niedrigenergiebauweise und identifiziert und behebt die größten Quellen von Treibhausgasemissionen durch energieeffiziente Beratung im Stadtgebiet. Außerdem wird die Anlage von Grünflächen in vielen Formen (Schulhöfe, Schrebergärten, usw.) im Stadtgebiet gefördert.

Öffentliche Zugänglichkeit zu Informationen

Obwohl Straßburg als ein Paradebeispiel für eine nachhaltige und umweltorientierte Stadtplanung gilt, sind die Informationen noch relativ spärlich vorhanden. Vieles, auch die Informationsseite der Verkehrsbetriebe CTS ist in französischer Sprache. Die Informationen scheinen dort jedoch aktuell und umfassend zu sein. Deutschsprachige Seiten sind auch informativ, aber wenig übersichtlich. Es gibt dort auch keine Visualisierung in Form von Netzplänen oder ähnlichem.

→ www.investir-strasbourg.com/page.php/de/317.htm

best-practice-Projekte Verkehr und Mobilität

→ Stadtmobil - Car Sharing Modell, Heidelberg + Mannheim

→ kostenloser ÖPNV, Hasselt / Belgien

→ Integriertes Verkehrskonzept, Straßburg / Frankreich

→ Velo-City, Kopenhagen / Dänemark

→ Wiener Linien, Wien / Österreich




Die Partner im Dialog Kölner Klimawandel:

Partner

Abschlussbericht 1.0
DKK-Prozesse
Öffentliche Feedbackphase
Workshops
Sonderveranstaltungen
Ideenwettbewerb 2012
Ideenwettbewerb 2011
Wissensbasis
Bauen + Wohnen
Energie + Klima
Grünflächen + Freiraum
Verkehr + Mobilität